Unser Einsatz bei der LLL-Demonstration in Berlin

Wir, das Sanitätsnetzwerk Hamburg waren bei der Lenin, Liebknecht, Luxemburg Demo in Berlin im Einsatz.
Wir waren dort mit 6 Sanitäterinnen und arbeiteten mit @sanitaetskollektiv.berlin und den freien Sanitäterinnen Berlin zusammen.

Eine Stunde nach Beginn der Demonstration erreichte uns die Information, dass ein Teil der Demonstration angegriffen wurde und mehrere verletzte Personen eine Behandlung benötigen.
Wir wurden von der Berliner Polizei aktiv an der Versorgung der Verletzten behindert, unter anderem indem wir teilweise nicht zu Verletzten gelassen wurden. Auch wurden sie nicht tätig nachdem wir sie mehrfach deutlich dazu aufforderten, einen RTW zu rufen.

Insgesamt mussten wir eine mittlere zweistellige Anzahl Verletzter versorgen. Wir sind schockiert über das Ausmaß der Gewalt, selten erleben wir bei unseren Einsätzen derart schwere und zum Teil auch lebensbedrohliche Verletzungen.
Bitte habt Verständnis, dass wir aus Gründen des Datenschutzes, Schweigepflicht und zum Schutz der Demonstrant*innen nicht weiter auf genaue Zahlen oder Art der Verletzungen eingehen wollen.

Wir bedanken uns herzlich bei der Berliner Feuerwehr die mit ihren Einsatzkräften professionell und ohne Vorurteile die Patientinnen übernahmen. Wir bedanken uns auch an dieser Stelle für die tatkräftige Unterstützung bei der Abschirmung und Versorgung der verletzten Demonstrantinnen durch anwesende Personen, seien es Demonstrantinnen, Passantinnen, Journalistinnen oder parlamentarische Beobachterinnen. Denn auch das besonnene und entschlossene Handeln der Anwesenden hat dazu beigetragen, dass wir schnell handeln konnten.

Allen Verletzten wünschen wir eine schnelle und vollständige Genesung.

Euer Sanitätsnetzwerk Hamburg

Unser Einsatz in Leipzig am 03.06.2023 und 04.06.2023

  • Wir vom Sanitätsnetzwerk Hamburg sind zutiefst erschüttert über die Vorgänge am 03.06.2023 in Leipzig.

    angefangen hat die Schikane für unsere Sanitäter*innen am Leipziger Hauptbahnhof. Wir wurden von der Bundespolizei angehalten und kontrolliert. Sofort gaben wir uns als Sanitäter*innen zu erkennen, da wir schließlich die entsprechende Ausrüstung mit uns führten. Das hat die Beamt*innen nicht beeindruckt und wir wurden in eine spezielles für diesen Tag eingerichtetes Areal geführt, damit weitere Maßnahmen gegen uns durchgeführt werden können. Es wurde uns ein Ausrüstungsgegenstand abgenommen mit der Begründung, dass dieser verboten sei. Insgesamt verbrachten wir ca 2h am Leipziger Hauptbahnhof, erst nachdem Kontakt zwischen unserem Anwalt und dem Einsatzleiter hergestellt werden konnte, war es möglich binnen einer halben Stunde die Kontrollsituation zu verlassen. Nach nur 10 Minuten Fahrt mit der SBahn kamen wir erneut in Kontakt mit der Bundespolizei, wir wiesen die Beamt*innen darauf hin, dass wir bereits aus einer anderen Kontrolle kamen, um den Sachverhalt zu klären und uns zu ermöglichen unseren Weg fortzusetzen, mussten wir eine weitere Stunde warten.
    Um 18:00 kamen wir an der Karl-Liebknecht-Straße an und sahen, dass sich bereits ca 1000 Menschen im Polizeikessel befanden. Insgesamt bot sich eine unübersichtliche Lage.

    Unsere Aufgabe wurde es, in Absprache mit den anderen Sanitätsgruppen die vor Ort waren, die Personen in dem Kessel zu betreuen. Immer wieder wurden wir von Polizist*innen körperlich und verbal angegriffen, es wurde nicht zugelassen, Verletzte adäquat zu versorgen und auch die Bitte nach ärztlicher Hilfe wurde uns verweigert.
    Des Weiteren wurde den Sanitäter*innen wiederholt gedroht, dass wir nun Teilnehmer*innen einer nicht mehr erlaubten Versammlung seien, falls wir uns den Anweisungen der Beamt*innen widersetzen sollten. Auch eine Versorgung mit Rettungsdecken, trinken und essbaren wurde am Anfang erstmal verweigert.
    Erst nachdem die Teilnehmer*nnen bereits einige Stunden im Kessel verbrachten, durften langsam Hilfsgüter wie Wasser durch unsere Kräfte verteilt werdenDie Polizei war dabei keine große Hilfe und weigerte sich eine Sanitäranlage zur Verfügung zu stellen so dass die Teilnehmer gezwungen waren ihre Geschäfte vor Ort zu verrichten.
    Es darf nicht sein, dass Sanitäter*innen aktiv an der Arbeit behindert werden, außerdem ist es NICHT Aufgabe der Sanitäter*innen dafür zu sorgen, dass alle Menschen in einer polizeilichen Maßnahme mit dem Nötigsten wie etwa Wasser und warmen Decken versorgt sind.
    Wir möchten an dieser Stelle auch darauf aufmerksam machen, dass mehrfach verletzte Personen auch in Begleitung der Sanitäter*innen nicht den Polizeikessel verlassen durften, wobei dort ein Behandlungsplatz mit später auch ärztlicher Versorgung eingerichtet war.
    Unsere Kompetenzen wurden uns zeitweise vollständig abgesprochen, indem die Polizist*innen meinten entscheiden zu können, welche Patient*innen Notfälle seien und welche nicht.
    Dieses Verhalten schätzen wir als völlig inakzeptabel, moralisch verwerflich, gefährlich und respektlos gegenüber uns Sanitäter*innen ein.
    Insgesamt wurden die Teilnehmer*innen in dem Kessel über elfeinhalb Stunden festgehalten. 
    Es ist uns bewusst, dass Konsequenzen unwahrscheinlich sind, jedoch ist es uns wichtig, unsere Eindrücke mit der Öffentlichkeit zu teilen und Aufmerksamkeit auf das völlig inakzeptabel Verhalten zu lenken.

  • Euer Sanitätsnetzwerk Hamburg